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Poem #91122

An alle meine 22 westfälischen Herbste

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Herbstgedichte xxx

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Jaja, ich bin sehr auf diese Jahreszeit geeicht und gebirkt und gebucht.
Es gibt kaum Frühlings- oder Sommergedichte von mir, auch Wintergedichte sind knapp. Aber Herbstgedichte gehen immer relativ leicht. Grundstimmung halt. 

1

HERBST II

wind ging und kämmte
dem goldenen herbsthaar
die strohigen strähnen raus
im sturm gefallene zweige

griffen nach meinen fesseln
und der apfel, der mich
ins unterholz lockte,
war bunt doch faul

und das laub war kein kissen
es häutete sich nur das jahr
junger noch blinder frost
raschelte bereits darunter

die vögel schwarz vom regen
wiederholten ihre vokabeln
und die sonne hing am spinnenfaden
als kleine runzlige frucht

die felder ergrauten
und die wolken wurden
und wurden nicht trocken
auf den überlandleitungen

2.
Ich will es bunter

alles dreht sich und flieht
trakls blau verzieht sich
täglich weiter hinters grau
Ich will es bunter

alles fließt sagt heraklit
aber geht deshalb auch alles
den bach runter

und hinterlegt keine adresse
sisyphos ist ein glücklicher mann
der laub fegt bei windstärke 10

wenn ich mich vergesse
geht die welt nicht unter
wo immer ich aufhöre
fängt längst ein anderer an

3.
totgesagter park (Herbst I)

Der himmel bemüht sich
um möglichst beiläufiges blau
und allgemein weiß das wetter
nicht so genau wohin
ohnehin und her
ist`s schweres gehen
bei all dem grün-
schnitt

und all das welke geht mit
es ist kein geheimnis wohin
immer du schreitest
begleiten dich
saat und keimnis
ist der garten schoß
und offener sarg
zugleich

 

4.
Liebe kommt von Laub

wieder eine blütezeit hin-
geblättert und wie bunt-
gefiedert geht der weg: liebe
–lerne ich- kommt von laub

und schlurfe durch die verluste.
nicht die schwarzscharfen bilder
sondern diese buntfeuchten schemen
sind wonach mein auge hungert

dazu ein appetit auf leere tableaus
und herbstzeit-losungen: halt ein
schalt runter– bunter wird die welt
doch kalt auch und älter

 

5.
herbstschritt

mit deinen eichenen augen
sinkst du gegen den saum des hügels
schwarz und gekrönt von bäumen
absichtsvoll verloren
blieb nur die gefiederte spur von dir
eine handvoll fährte kaum genug
für einen kopfschmuck
dein birkener blick sagt sand
allem aus dem du verschwindest
haftet etwas von dir an
mit allem was du versenkst
steigen die pegel ein stück
mit deinem herbstschritt
bleibst du bereits weit
weit hinter uns zurück

 

6.
alle türen gehen nach innen auf

Ich brauche deine hilfe
beim untergehen meine über
flüssigkeit steht in meinen schuhen

Der mond ist gegangen
und in der pfütze schnappen karpfen
nach den sternen
alles wird doppelt
wir stellen überall
dinge neben ihre schatten

 

7.
All das kommt später

meine auswilderung
meine einfriedung
all das steht noch bevor
von dir aus
habe ich keinen zugriff
auf meine erinnerung
die stunden sind
wundgeschrieben
die tulpen betrauern
mit hängenden köpfen
ihren eigenen tod

ich erkenne dich
an allem was ich nie
über dich sagte

 

 

 

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