Seethaler vs Johnson

 

Momentan feiert der österreichische Autor Robert Seethaler eine Zeit der großen Erfolge, die einen der seltenen Fälle darstellt, in denen Feuilleton und Leser sich einig sind. Seethaler vereint Intellekt, handwerkliches Können und Witz mit großer Lesbarkeit. Vor wenigen Wochen erschien sein letzter Roman Ein ganzes Leben als Taschenbuch und wiederum erntet er verdienterweise Applaus und Erfolg. Ich betone: ich schätze Herrn Seethaler und seine Bücher sehr.
Und ich auch will gar nicht so tun, als habe ich es entdeckt. Andere wiesen bereits ausführlich darauf hin, so zum Beispiel der Spiegel schon zum Erscheinen der gebundenen Ausgabe von Ein ganzes Leben im Jahre 2014:
Der Roman erinnert doch sehr stark an einen anderen: den 2002 erschienenen Titel: Train dreams des Amerikaners Denis Johnson, der in den USA einen gewissen Kultstatus genießt, hier aber nahezu unbekannt ist.

Der Ähnlichkeiten sind viele: beide Bücher sind wenig mehr als 100 Seiten stark, spielen in kargen, ländlichen Regionen: bei Seethaler den Alpen- bei Johnson in den Wäldern. Die Natur und ihre Gewalten sind bei beiden von Bedeutung. Weiterhin fixieren sich beide Romane sehr auf ihre etwas knöchernen Hauptfiguren; Männer, die -wortkarg und pragmatisch- harte Arbeit und Einsamkeit gewohnt sind. Beide Bücher schildern komplette Lebensspannen in einem annähernd gleichen Zeitraum, der grob die ersten zwei Drittel des 20. Jahrhunderts abdecken.

Seethalers Andreas Egger verliert seine Frau durch eine Lawine, Johnsons Robert Grainier die seine durch eine Feuersbrunst. Ab diesen beiden Verlusten verstärkt sich ihr Einsiedlertum noch mehr.  Beiden begegnen später ihre verstorbenen Frauen als Geister. Beide erleben den Einzug der Technik- hier die Seilbahn, dort die Eisenbahn.
Doch die Parallelen gehen weiter: beide erleben kurz vor ihrem Tod noch einmal einen kurzen Impuls, doch noch am Leben teilzunehmen und stellen fest, dass es zu spät ist. Beide sterben einsam und werden erst spät gefunden.

Aber mit diesen grundsätzlichen Überschneidungen ist noch nicht Schluss: die Ähnlichkeiten gehen bis in die Komposition und die Stimmung hinein. Beide Bücher fühlen sich einfach gleich an. Viele Szenen sind nahezu eins zu eins in dem einen wie dem anderen Text zu finden, variiert, verändert, aber im Kern gleich. Gleich zu Beginn transportiert Egger in Ein ganzes Leben einen schwerkranken Schrat aus den Bergen, um ihn zu retten- Grainier tut das Gleiche mit einem vom eigenen Hund angeschossenen Bekannten. Die Szenen gleichen sich fast auf`s Haar und ist hier nur ein Beispiel.

Sicher, kann man sagen, auch der Unterschiede sind viele: Egger hat viel mehr familiären Background mitgegeben bekommen als Grainier. Dieser hatte eine Tochter, während Eggers ungeborenes Kind mit der Mutter stirbt. Egger hat Weltkriegserfahrung machen müssen- Grainier nicht usw.. Weiterhin hat Johnson seinem Buch eine dünne Schicht indianischer Mythologie aufgelegt, deren Entsprechung in Seethalers Buch bis auf die Geistererscheinung gänzlich fehlt, Überhaupt scheint Ein ganzes Leben noch karger, noch reduzierter und sachlicher im Stil. Aber der Eindruck großer -vielleicht verdächtig großer (?)- Nähe bleibt.

Ich bin sicher, dass es nicht so weit geht, dass eine Plagiats-Software, wie sie im Moment groß in Mode sind, wortwörtlich übernommene Formulierungen finden würde.  Der Spiegel wollte es genau wissen und rief Robert Seethaler diesbezüglich an. Der Autor fiel wohl selbst glaubhaft aus diversen Wolken und gab zu, Train Dreams seinerzeit begeistert gelesen zu haben. Allerdings habe er beim Schreiben des eigenen Buches keine Sekunde lang daran gedacht.
Hmm, es wird ihm allgemein geglaubt. Mir fällt es etwas schwer, da selbst Komposition und Stimmung der Bücher sich sooo sehr gleichen. Es gibt Fälle, sogar sehr oft, in denen Literatur andere Literatur provoziert. Wo ein Buch ein anderes als Echo findet. Aber meist sucht sich die Eigenheit des zweiten Autors dann doch so viel Raum, dass es vielleicht Parallelen gibt, aber nicht eine derart große Ähnlichkeit. Und: ich bin aus eigener Erfahrung skeptisch, dass einem das Vorbild für das eigene Buch im Moment des Schreibens so wenig präsent sein kann.

Nun denn, die weitaus interessantere Frage ist für mich: Wie soll man so etwas bewerten?
Da kam es mir zugute, dass ich beide Bücher in meinen Lesekreisen mit insgesamt etwa 30 begeisterten und beschlagenen Lesern und Leserinnen begutachten konnte. Die Wahrnehmung ist spannenderweise sehr sehr unterschiedlich.
Während eine Gruppe das Gefühl hat, Seethaler habe aus einer etwas krausen und wirren Vorlage etwas wirklich Großartiges gemacht; habe sozusagen Dreck in Gold verwandelt, empfindet es eine andere Fraktion als dreistes Plagiat. Betont wird hier, dass -wie ich kürzlich selbst in meinen Notizen zur Literatur behauptete- die Idee doch einen wesentlichen Teil der literarischen Leistung ausmache und es Seethaler hier doch sehr viel einfacher gehabt habe, denn das Grundkonstrukt seines Buches sei ja bereits bei Johnsons angelegt gewesen.
Hätte er darauf hinweisen müssen? Das Buch vielleicht als „Variation“ bezeichnen sollen?, war meine Nachfrage. Damit hätten die meisten der kritischen Teilnehmerinnen besser leben können, die letztlich nicht bestreiten, dass es sich bei Ein ganzes Leben um einen guten Roman handelt.

Meines Erachtens ist an beiden Meinungen etwas dran. Seethaler schneidet tatsächlich einiges weg, was nicht unbedingt nötig ist, reduziert, schärft seinen Text im Vergleich zum etwas verspielteren Johnson. Das ist sicherlich eine Leistung, eine Komprimierung- wenn dabei auch eine Schicht, eine Komponente verloren geht. Aber das Bearbeiten eines fremden Stoffes über die Erfindung eines eigenen zu stellen ist sicherlich fragwürdig.

Erschreckend finde ich, dass dem Leser, der das Buch Seethalers gerade liest und feiert, dieser Vergleich in den allermeisten Fällen gar nicht möglich ist, da weder Autor noch Verlag auf die Faktenlage hinweisen. Der Artikel des Spiegels sowie die daran anschließende kurze Diskussion wird den wenigsten bewusst geworden sein.

Plagiat oder nicht? -Eine Frage, die nicht abschließend zu klären sein wird. Zwei mal Lesegenuß, unbestritten- aber in einem Fall mit ein paar Fragezeichen.

strich3PS: Da in den Kommentaren der Wunsch nach weiteren konkreten Beispielen geäußert wurde, möchte ich noch etwas hinzufügen.

Allein die Entscheidung, einen sehr zentralen Protagonisten ohne nennenswerte Nebenfiguren über seine ganzes Leben zu begleiten und dies in einem sehr knappen Umfang von nur ca.100 Seiten, ist eine sehr gewichtige, denn sie gibt in gewisser Weise eine Form vor.
Beide Hauptfiguren leben ca. 80 Jahre- d.h. mir bleiben grob 10 bis 12 Seiten pro Lebensjahrzehnt. So funktionieren beide Romane. Mal verfliegen Jahre auf wenigen Seiten, auf einige prägnante Ereignisse wird mehr Zeit verwendet. Da beide Autoren überdies eine recht streng chronologische Erzählweise gewählt haben (es ginge ja durchaus auch anders) ereignen sich bestimmte Episoden -etwa das Verlieben, die Heirat etc.- ebenfalls zu recht parallelen Zeitpunkten im jeweiligen Buch. Beide nutzen zudem einzelne, dezente Rückblenden, um eine gedankliche oder menschliche Entwicklung der Protagonisten zu zeigen.

Nun möchte ich einiges zitieren, was der Spiegel in seinem sehr ausführlichen Artikel dankenswerterweise bereits zusammengetragen hat:

Der Beginn von Train Dreams klingt so:
„Im Sommer 1917 beteiligte sich Robert Grainier an dem Versuch, einen chinesischen Arbeiter ums Leben zu bringen …“

Ein ganzes Leben fängt so an: „An einem Februarmorgen des Jahres neunzehnhundertdreiunddreißig hob Andreas Egger den sterbenden Ziegenhirten Johannes Kalischka … von einem stark durchfeuchteten … Strohsack …“

Name des Protagonisten, Jahreszahl, ein novellenartiges besonders einschneidendes Erlebnis…. Weiter zum Ende:
Johnsons Held Grainier endet so: „Er war im Laufe seines langen Lebens in westlicher Richtung bis auf ein paar Dutzend Meilen an den Pazifik herangekommen, ohne den Ozean selbst je zu sehen … Er hatte eine Geliebte gehabt – seine Frau Gladys -, hatte ein Stück Land, zwei Pferde und einen Wagen besessen. Er war nie betrunken gewesen. Er hatte sich nie eine Schusswaffe gekauft oder ein Telefon benutzt … Er hatte keine Vorstellung, wer seine Eltern gewesen sein mochten, und er hinterließ keine Nachkommen.“

Seethalers Egger dagegen: „Er hatte seine Kindheit, einen Krieg und eine Lawine überlebt … Soweit er wusste, hatte er keine nennenswerte Schuld auf sich geladen, und er war den Verlockungen der Welt, der Sauferei, der Hurerei und der Völlerei, nie verfallen. Er hatte ein Haus gebaut, hatte in unzähligen Betten, in Ställen, auf Laderampen und ein paar Nächte sogar in einer russischen Holzkiste geschlafen. Er hatte geliebt. Und er hatte eine Ahnung davon bekommen, wohin die Liebe führen konnte … Er konnte sich nicht erinnern, wo er hergekommen war, und letztendlich wusste er nicht, wohin er gehen würde.“

Da hört man auch gleich einiges der von mir erwähnten Stimmung: ein TAZ-Rezensent nannte es mit Bezug auf  einen „komplett unaufgeregten Stil“ und „Sprache gewordenen Fatalismus“, eine Beschreibung, die ebenso auf den Ton Johnsons passt. Beide Romane -und ich nenne das eine ihrer Qualitäten- verzichten bewusst auf großes Psychologisieren, dem Leser wird überlassen, zu fühlen und mitzufühlen.  Großes Pathos und Emotion gibt es bei beiden Texten nicht, nicht vordergründig.

Meine Leserinnen sowie der Spiegel als auch ich kommen zu dem Ergebnis: kein Wort für Wort abgeschriebenes Plagiat liegt vor, aber eine Nähe, die eine Erwähnung der Umstände ratsam erscheinen ließe. Sie würde Seethalers Buch und seine Leistung kaum schmälern.

 

12 Kommentare

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12 Antworten zu “Seethaler vs Johnson

  1. Danke für diesen Hinweis. Seethaler habe ich mit Begeisterung gelesen und kenne Johnson unter anderem durch sein Meisterwerk „Ein gerader Rauch“. Da werde ich dieses Buch auch mal lesen. Die Frage nach einem Plagiat ist, wie ich finde, nicht immer einfach zu beantworten. Womöglich geschieht auch vieles unbewusst – eben durch Lektüren. Viele Grüße

    • Ich habe eben noch einige konkrete Beispiele und eine kleine abschließende Bewertung ergänzt. Lies es mal, wenn du Zeit findest: es ist schon interessant -ob nun unbewußt oder nicht. Viele Grüße!

  2. Hans Gomm

    „Mir fällt es etwas schwer, da selbst Komposition und Stimmung der Bücher sich sooo sehr gleichen.“

    Es wäre interessant, wenn Sie diese Ähnlichkeiten in Komposition und Stimmung anhand einiger konkreter Beispiele ausführen würden.

    • Lieber Herr Gromm, ich hatte Bedenken, dass es das Format sprengen würde- habe nun aber einige Beispiele ergänzt; der Lesbarkeit halber im Beitrag selbst. Ich hoffe, es wird klar, dass ich hier nur nüchtern betrachten und keinesfalls Jemanden „vom Sockel stoßen“ will. Vielen Dank für Ihr Interesse.

      • Hans Gomm

        Herzlichen Dank für Ihre Ergänzungen.
        Ich kenne Train Dreams, nicht aber Seethalers Buch.
        Ehrlich gesagt fällt es mir, trotz der konkreten Passagen, schwer, ein Plagiat auszumachen. Wie Sie selber sagen: Trifft man einmal den Entscheid, auf 100 Seiten ein ganzes Leben zu erzählen, wird man fast zwangsläufig zu bestimmten formalen Lösungen gezwungen. Z.B., dass man stark selektieren muss bei dem, was überhaupt erzählt werden soll. Und dass das logischerweise prägende Erlebnisse sein müssen (Liebe, Tod usw.). Zudem wird man darauf angewiesen sein, Jahre oder auch ganze Jahrzehnte zusammenzufassen (Bei Johnson auch auf weniger als einer Seite).
        Beim zitierten Auftakt kann ich auf Anhieb nichts erkennen, was auf ein Plagiat hinweisen würde. Ist es nicht ein tausendfach getestetes Mittel, eine Geschichte solcherart zu beginnen?
        Auch die Art wie in der zweiten Passage entscheidende Punkte noch einmal aufgerollt werden, scheint mir ein übliches Stilmittel.
        Trotzdem ist es natürlich möglich, dass Seethaler Train Dreams im Kopf hatte, als er sein Buch schrieb. V.a. die ähnlichen Lebensumstände der beiden Protagonisten scheinen diesen Verdacht zuzulassen. Dies fände ich problematisch und ein Mangel an Fantasie oder Gestaltungswillen von Seiten Seethalers.
        Interessanter wäre es da gewesen, sich an der Form von Train Dreams anzulehnen, aber eine völlig andere Figur zum Thema zu machen.

  3. ZEKA

    Schauen Sie sich bitte mal den „Trafikanten“ an.
    Bei der ersten Lektüre hatte ich sehr stark den Eindruck, ein blasses Remake von „Mit brennender Geduld“ von Skarmeta zu lesen. Ich habe mich sehr gewundert, dass dies der Kritik nicht aufgefallen ist.
    Sämtliche Beobachtungen, die Sie oben schildern, habe ich auch beim „Trafikanten“ gemacht.
    Zufall?
    Ihre Einschätzung würde mich sehr interessieren.

    • Hallo und danke für den Gedankenanstoß. Ja, auch der Trafikant ist ein geschickt aus Versatzstücken anderer erfolgreicher Bücher „zusammengestrickter“ Roman. Allerdings finde ich Skarmetas Chile und Seethalers Wien atmosphärisch deutlich unterschiedlicher als das ländliche, raue Amerika gegenüber der Bergwelt im anderen Bücherpaar. Ich habe es nicht geprüft, aber gehen die „Ähnlichkeiten“ bei „Trafikant“ und „Geduld“ auch bis in einzelne, fast identische Beschreibungen? Die Parallele: junger, unbedarfter Mann gegenüber altem, desillusioniertem Weisen ist nicht von der Hand zu weisen, kommt aber sicherlich auch noch öfter vor. Ich müsste beide Bücher noch einmal genau lesen- aber allgemein würde ich aus der Erinnerung sagen, dass die Übereinstimmungen nicht so gravierend und auffällig sind wie im anderen Fall.
      Seethaler hat all das m.E. ja gar nicht nötig und ich muss sagen, dass das handwerklich überaus geschickte „neu Kombinieren“ vorhandener Muster etc. auch eine Qualität eines Autors sein kann. Seethaler scheint hier besonders begabt zu sein, das mal ganz wertfrei…. Viele seiner Fans haben mir zu Bedenken gegeben, dass ja die Möglichkeiten an Strukturen, Figurenkonstellationen und Erzählmustern sowieso begrenzt ist und zwangsläufig zu Ähnlichkeiten führt. Ein sehr interessanter Fall wäre da auch der jetzt (vielleicht nicht auch gerade deshalb) sehr erfolgreiche Benedict Wells, in dessen Erstling „Becks letzter Sommer“, wenn man genau liest, gleich mehrere erfolgreiche Romane der letzten Jahre wiederfinden kann.
      Eine interessante Sache ist das- wenn es die Zeit mir erlaubt, werde ich dem Ganzen noch einmal einen ausführlicheren Beitrag widmen.
      Vielen Dank nochmals und einen schönen Sonntag.

  4. ZEKA

    Ich habe Skarmeta Ende der Achziger Jahre gelesen und wenn ich mich nach so langer Zeit noch an viele Details erinnere, muss ein Text schon sehr stark sein. Grob geschätzt habe ich knapp 5000 Bände ernsthafte Erwachsenenliteratur gelesen, Totalausfälle und Urlaubskrimis nicht eingerechnet. Seethalers „Trafikant“ ist etwas „verblasst“, woran ich mich aber deutlich erinnere ist der zu Beginn des Textes humoristische Ton – wie bei Skarmeta. Im Verlauf beider Texte wird der Ton ernsthafter, die Atmosphäre düster. Die strukturellen Ähnlichkeiten liegen auf der Hand. Der „tumbe Tor“ vom Land fragt eine berühmte Persönlichkeit um Rat in Liebesangelegenheiten und gerät durch die Nähe zu Neruda/Freud in Gefahr. Beide Figuren verschwinden am Ende (Nationalsozialismus/ Faschismus), Neruda stirbt, Freud emigriert.
    Ich müsste Seethalers „Trafikant“ auch noch einmal lesen, jedoch bin ich schon jetzt der Meinung, noch einmal sollte der Autor dieses Muster nicht wiederholen – oder aber es kenntlich machen.

    • Ja, so klingt es natürlich nach einem starken „sich anlehnen“. Da kommen dann aber immer andere, die sagen: „Ja, aber dies und jenes ist total anders!“ Und letztlich hat dann auch Skarmeta bei Cyrano de Bergerac geklaut. Gewisse Muster sind eben immer schon da und Literatur ist ja ein Stück weit immer von anderer Literatur inspiriert und das Heraufbeschwören und Mitklingen lassen anderer Texte ist auch mitunter Teil des Könnens guter Autoren. Es ist heikel und ein schmaler Grat. Mir geht es bei Seethaler zum Teil auch zu weit- besonders aber sein sich total darüber Ausschweigen und Verneinen seiner Inspirationsquellen. Da sind wir uns einig.

      • ZEKA

        „Das Mitklingenlassen anderer Texte“ mag ich gern. So kam mir Hebbels „Unverhofftes Wiedersehen“ in den Sinn, als ich die Szene las, in der der Hörnerhannes wieder auftauchte. Bei Hebbel Gewissheit eines Jenseits, bei Seethaler völliges Fehlen von religiöser Gewissheit.
        Wenn aber die Anlage des gesamten Textes ein „Remake“ fühlen lässt, empfinde ich das als sehr heikel.. Seethaler ist ohne Zweifel ein begabter Autor und ich fände es schade, wenn ich bei jedem neuen Text nur noch „Finde das Original“ spielen müsste.
        Herzliche Grüße von Leserin zu Leser
        Ich treffe nur selten auf so kenntnisreiche und informierte Gesprächspartner – Danke dafür.

      • Sehr gern- ich habe zu danken! Das Kompliment gebe ich uneingeschränkt zurück, ebenso die Grüße!

  5. Julian

    Danke für den Artikel! Es gibt noch eine weitere Stelle, die eine sehr große Parallele zu einem anderen Roman erkennen lässt: Die Szene, wie Egger im Gebirge ausgesetzt von seinen „Kameraden“, die erst seltener kommen und dann gar nicht mehr; die Auflösung mit dem stummen Blickkontakt zum russischen/sowjetischen Soldaten und die Gefangennahme im „feindlichen“ Lager ist quasi 1:1. Nur weiß ich nicht mehr, wie der Roman und Autor*in heißen. Wo und wie kann man nach so etwas suchen?

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