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Heikle Passagen in: Bochum

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Kommenden Freitag, 07.06., dürfen Wilde & Hamsun noch mal raus. Gemeinsam mit Hans Ulrich Heuser, der Lyrik lesen wird, gastiere ich mit den beiden Protagonisten meines Romans im Blue Square, Bochum im Rahmen der Ruhrliteraten im Quadrat

Literarische Spurensuche mit Matthias Engels und Hans-Ulrich Heuser

18.00 Uhr
Der Eintritt ist frei

Details gibt es HIER

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Die rätselhaften Dokumente des Mr. O.W.

In der Tribune vom 04.06.1906 berichtete Robert Ross, Oscar Wildes Freund und Testamentsvollstrecker:

„Im April 1895 beauftragte mich Wilde, in seine Wohnung zu gehen und von seinen sämtlichen unveröffentlichten Manuskripten Besitz zu ergreifen. Er war nämlich bankrott erklärt worden und saß schon in Untersuchungshaft. …Ich entdeckte, dass die „Florentinische Tragödie“, die Niederschriften zweier anderer unveröffentlichter Stücke … und die erweiterte Fassung des Essays „Das Porträt des Herrn W.H.“ rätselhafterweise verschwunden waren. Jemand muss vor mir da gewesen sein.“

Und tatsächlich gab es immer wieder Rätsel, Unklarheiten und Wunderliches um einzelne Werke des Dandys aus Dublin.
Die beiden weiteren Dramen, die Ross in obigem Bericht als gestohlen vermutete, waren Die Herzogin von Padua und Die heilige Buhlerin. Vom ersten existierte gottlob bereits eine schriftliche Fassung für die Bühne, das Manuskript des zweiten wurde 1897 von einem Freund Wildes in einem Londoner Antiquariat gefunden, für wenig Geld erworben und zu seinem Verfasser geschickt, der sich mittlerweile im Pariser Exil befand.

Die Florentinische Tragödie blieb verschollen- bis Wilde sich mitten im Trubel um seinen Prozess, seine öffentliche Schmähung und seinen finanziellen Ruin, an eine frühere Fassung erinnerte. Wiederum ließ er Ross danach suchen, der sie letztlich unter alten Aufzeichnungen fand, unvollständig und unbeendet, aber dennoch.
Dies alles geschah in den turbulenten Tagen rund um Wildes Verhaftung.

oscarwildesalelargeNur wenig später,  am 24. April wurde Wildes gesamter Besitz öffentlich und in Anwesenheit der Ehefrau Constance versteigert, um Geld locker zu machen. Von Wildes umfangreicher Bibliothek über die Kunstgegenstände bis zum Zinnsoldaten der Söhne und den Nachttopf kam alles unter der Hammer.
Im Verlauf dieser Versteigerung gab es zahlreiche Diebstähle, aus reiner Gier oder aus dem hehren Antrieb einiger Bewunderer, wenigstens ein paar persönliche Dinge zu „retten“. Es wurde -Anwesenden zufolge- auch wahllos in Papieren gewühlt und -wer weiß- es könnten Manuskripte darunter gewesen sein.

Die Vorstellung ist sicher reizvoll und vielleicht befeuerte sie auch manch spätere Spekulation.

CollinCravanWildes Neffe, Fabian Avenarius Lloyd, der unter dem Namen Arthur Cravan bekannt wurde und heute als DADA-Pionier verehrt wird, war für jede aufsehenerregende Aktion zu haben. Nicht nur trug er einen Boxkampf gegen den ehemaligen Schwergewichts-Weltmeister Jack Johnson aus, den er verlor, aber mit dem Kampfgeld seine Überfahrt nach New York finanzierte- 1913 veröffentlichte er einen Artikel,  in dem er angab, sein Onkel Oscar habe ihn in Paris besucht. Er erfreue sich bester Gesundheit und sei seit seinem vorgetäuschten Tod durch Indien und Indonesien gereist.

cravanDem Pariser Korrespondenten der New York Times war dieser Bericht eine Recherche und einen großen Artikel wert, in dem behauptet wurde, es gäbe niemanden, der Wildes Leiche gesehen habe. Aus dem Artikel vom 09.09.1913:
Auf unsere Bitte hin sprach unser Korrespondent er mit Arthur Cravan, dem Neffen des Dichters, und nach seiner Rückkehr gab er folgende Auskunft: „Ich bin fast überzeugt, dass Cravan Recht hat und Oscar noch unter den Lebenden ist. Er erzählte, dass Wilde ihn am 23.3. diesen Jahres in seinem Apartment besucht habe und einige Stunden geblieben sei. Ein Imitator sei es unzweifelhaft nicht gewesen. Laut Cravan ist er jetzt ziemlich kahl und das Haar, das noch verbleiben ist, sei weiß. Außerdem hab er sich einen langen Bart wachsen lassen. Sein Teint sei bronzen, das sei den südlichen Ländern geschuldet, in denen er sich seit seinem Verschwinden aufgehalten habe. Auf alle meine Einwände hatte Cravan eine Antwort parat. Ich bin mir beinahe sicher, dass wir eines Tages Oscar Wilde in Paris wiedersehen werden.

Cravan legte schließlich nach und behauptete, im Grab seines Onkels befänden sich keineswegs dessen Überreste, sondern vielmehr zwei unveröffentlichte Manuskripte. Er wette 500 Dollar darauf, aber die französische Regierung schlug die Wette aus und verweigerte eine Exhumierung.

Cravan selbst ging, nach einer Begegnung mit Leo Trotzki nach Mexiko, betrieb eine Boxschule und absolvierte noch mehrere Kämpfe. 1918 kehrte er von einer Bootstour nicht zurück. Seine Leiche wurde nie gefunden und obwohl er 1920 für tot erklärt wurde, hielten sich auch hier Gerüchte über sein Weiterleben im Geheimen.

Und dann ist da -andersherum- noch der Roman Teleny, der heute unter Wildes Namen erscheint. 1893 anonym in einer Auflage von nur 200 Exemplaren in London herausgegeben, ist Wildes Autorschaft hier bis heute nicht gesichert. Die Vermutung, die homoerotische Liebesgeschichte stamme von Wilde, geht auf den Buchhändler Charles Hirsch zurück. Dieser arbeitete in der Librairie Parisienne, wo er  für mehrere Freunde Wildes zuständig, die allesamt Exemplare des Manuskriptes erhielten, was Hirsch aufhorchen ließ.  Eine Durchsicht zeigte mehrere unterschiedliche Handschriften, von denen eine der Handschrift Wildes glich. Hirsch vermutete daraufhin, dass Wilde das Manuskript gemeinsam mit Freunden verfasst hatte oder zumindest für die endgültige Druckversion verantwortlich zeichnete. Geklärt ist das nicht.  Erst 1966 erschien der Roman unter dem Namen Oscar Wilde, allerdings in einer zensierten Version.

So bleibt ein vorhandenes Wilde-Buch so rätselhaft wie einige Verlorengeglaubte oder nie Geschriebene und viel Nebulöses um den undurchschaubaren Dandy. Da liegt es nahe, zu spekulieren und ihm allerlei zuzutrauen.
Es gibt nicht umsonst sogar eine Krimi-Reihe mit ihm als Hauptfigur und auch ich beschäftige mich erneut mit ihm.
Nach meinem im Herbst erschienenen Roman: Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun, in dem einiges des oben geschilderten erzählerisch auftaucht, verarbeite ich derzeit für eine Anthologie die zahlreichen mysteriösen Todesfälle im Dorian Gray als Persiflage auf den klassisch englischen Krimi.

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Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Stories u. Friends
ISBN-13: 978-3942181846
19,90 €

 

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„Die heiklen Passagen..“ in Bild & Ton

Einen kleinen Eindruck von der Premiere der „heiklen Passagen“ am vergangenen Freitag kann man nun auch in bewegten Bildern gewinnen. Hier die allerletzte Szene des Romans: Hamsuns letzte Stunden. Viel Spaß!

Vielen Dank an Herrn Nolting, der den gesamten Abend festhielt.

Wunderbar begleitet von Nanni Nolting mit Erik Saties: Gymnopedie
Morgen gibt`s noch einen Schnipsel davon…

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„Die heiklen Passagen…“ Rezension von Anton Goldberg bei indieautor

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Erst gestern durfte ich die wunderbare Kritik der „heiklen Passagen“ vom mosaik-Magazin weiterreichen- da geht`s heute gleich weiter.

Auf seinem Blog: indieautor Literaturport für Autoren und Leser, Selfpublishing und Schreibkunst- bespricht heute  Anton Goldberg  meinen Roman rund um Oscar Wilde und Knut Hamsun und ich weiß gar nicht, WAS ich alles aus dieser absolut u n g l a u b l i c h e n Rezension meines Romans zitieren soll!

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Vielleicht dies:
„Engels gelingt es, durch treffende Sprache und pointierte Detailbeschreibung eine gut umrissene und lebendig wirkende Szenerie zu entwerfen, die sich der Visualisierung förmlich anzubieten scheint.“
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…oder jenes:
Matthias Engels ist anhand des konkreten Beispiels zweier ungleicher wundersamer Herren ein überzeugendes und unterhaltsames literarisches Parallelportrait des Künstlers als junger, nicht mehr ganz so junger und – im Falle Hamsuns – steinalter Mann gelungen. Ein Buch für Literaturbegeisterte und Bibliophile.“
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…vielleicht auch dies:
„In einer feinen, präzisen und eleganten Sprache, aber niemals manieriert, werden die Geschehnisse episodenhaft dargestellt. Engels orientiert sich dabei an vielen Originalquellen (Briefe, Zeitungsartikel, Tagebucheinträge etc.) und Erkenntnissen der einschlägigen Sekundärliteratur, um all dies mittels eigener Hinzufügungen zu einem Ganzen zu verweben. Die intensive und sorgfältige Recherchearbeit, die dem Schreiben des Romans vorangegangen ist bzw. es begleitet hat, sind dem Buch anzumerken.“

Ach was!- Lest einfach selbst: HIER findet man den ganzen Text dieser ausführlichen und intensiven Besprechung.

Vielen vielen herzlichen Dank, Anton Goldberg!
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Lust auf mehr bekommen?
Zur Leseprobe meines Romans geht es HIER
Zum Shop, weiteren Rezensionen und mehr Infos HIER.

https://wordpress.com/read/post/feed/36196960/886440754

 

 

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„Die heiklen Passagen…“ Rezension in MOSAIK

hkp„Ein alter Passagierdampfer. Dahinter zahlreiche Segel von anderen Schiffen vor einem Himmel, der aussieht wie vergilbtes Papier. Die ersten Assoziationen von Abenteuer und Entdeckergeist, historischer Romantik und Realität werden nicht enttäuscht werden: Matthias Engels legt mit Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun einen ansprechenden (literatur-) historischen Roman vor. Gut recherchiert, gut arrangiert.“

Unter dem Titel: Eine lohnenswerte Reise widmen sich Lisa Viktoria Niederberger & Josef Kirchner von der mosaik – Zeitschrift für Literatur und Kultur  der Lektüre meines Romans und rezensieren auf das Klügste!

„Auf 450 Seiten entwirft der Buchhändler Matthias Engels ein Parallelportrait zweier Herren, die unabhängig voneinander ihre Erfahrungen in der Gesellschaft und im Literaturbetrieb gemacht haben. Wilde trifft wichtige Personen des Zeitgeschehens, die weniger die Handlung vorantreiben als das intellektuelle Interesse der LeserInnen bedienen – mitunter wähnt man sich in einem Bill Bryson-Roman, wenn man in einem der zahlreichen Exkurse von Edison die Glühbirne erklärt bekommt oder lernt, was Chirologie ist… Stories & Friends ist ein auch äußerlich schönes Buch gelungen, das eine Nische für bibliophile und literaturbegeisterte LeserInnen füllt.“

Zur ganzen Besprechung geht es HIER. Vielen herzlichen Dank!

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Die heiklen Passagen…in: Köln

pass1Heute Abend steigt mit dem „Heimatabend“ die letzte Veranstaltung 2015.
Und die Erste in 2016 steht bereits.
Am 11.01. werde ich beim Literaturklub Köln zu Gast sein und meinen historischen Roman:
Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun vorstellen.
Als weiterer Gast wird Jonis Hartmann aus Hamburg da sein; Beginn ist 20.00 Uhr. Tolles Ambiente, nette Leute- vielleicht ist Jemand in der Nähe und hat Lust, mehr über die erstaunlichen Parallelen in den Biographien der beiden großen Autoren zu erfahren. Würd mich freuen!

Der Literaturklub ist eine Lesereihe im Kölner Theater in der Wohngemeinschaft. Jeden Monat lädt Adrian Kasnitz gute, spannende, faszinierende Schriftsteller/innen ein, ihre aktuellen Texte und neuen Bücher zu präsentieren. Veranstaltungsort ist das feine Theater “die wohngemeinschaft”, mitten im Belgischen Viertel, Richard-Wagner-Str. 39/Ecke Brüsseler Str. (U Rudolfplatz oder U Moltkestr.)

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Die heiklen Passagen…im Radio

new york harbourfbGestern war ich im Hörfunk-Studio und produzierte eine Hörprobe meines Romans: Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun. Ausschnitte daraus nebst Interview werden am 04.12. abends auf Antenne Münster zu hören sein. Gute Teile des Anfangs mit dem Aufbruch Wildes und Hamsuns nach Amerika, einige Episoden in den Staaten, Wildes Verurteilung und Hamsuns Tod durfte ich einsprechen. – Die letzte Szene fand, musikalisch begleitet von Nanni Nolting, bereits bei der Buchpremiere in Steinfurt großen Anklang. Hier noch einmal zum Gucken und Lauschen.

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„Die heiklen Passagen…“ auf der Thalia-Lesecouch

Neben Joachim Meyerhoff, Robert Seethaler und Vea Kaiser als Lieblingsautor genannt zu werden lässt auch mich lächeln und aus der Versenkung kommen…

katrin neumann

Stephanie Bilke, Buchhändlerin bei Thalia, ist die erste Buchhändlerin auf der Lesecouch des neuen Thalia Kundenmagazins „Stories“, das es nicht nur online gibt sondern auch in allen Filialen ausliegt. Und was gehört zu ihren Buchtipps?
Nun? „Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun“, das sie auch schon auf Thalia.de Anspruchsvolle, richtig gut gemachte Unterhaltung mit Charakter“ nannte und mit 5 Sternchen bedachte.
Freue mich! HIER geht es direkt zur Lesecouch.

Foto: Katrin Neumann, Thalia

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„Die heiklen Passagen…“ in: The Huffington Post

Annette Traks wunderbare Rezension meiner „heiklen Passagen“ findet sich nun auch in der Huffington Post.

Zitat: „Matthias Engels liefert mit seinem Roman ein Zeitzeugnis, in dem Realität und Fiktion ineinanderfließen…“

huff

Vielen Dank der Rezensentin! Zu Verlag, Buch & Leseprobe geht es HIER.

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„Die heiklen Passagen…“ -Rezension auf: Zeichen & Zeiten

new york

 

Auf ihrem Blog -Zeichen & Zeiten- bringt Constanze Matthes heute eine wunderbare Besprechung meines neuen Romans:
„Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun“
und meint:

„Matthias Engels bringt beide großen Autoren in einem wunderbaren Roman zusammen.“cover passagen

Freut mich sehr, zumal Constanze Matthes eine ausgewiesene Hamsun-Kennerin ist.
Vielen herzlichen Dank! Der Tag schmeckt trotz Regen süß! Zur gesamten Rezension geht es HIER!

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